https://epaper.echo-online.de/share.act?issueId=835265&newsitemId=77775604ADFC Radverkehrskonzept umsetzen
Dienstag, 15.06.2021
Wie das Projekt Radschnellweg gelingen kann
Allgemeiner Deutscher Fahrradclub drängt auf Gesamtkonzept für eine sichere und attraktive Strecke / Dazu gehört auch, Konflikte im Vorfeld zu entschärfen
Von Bernd Sterzelmaier
HEPPENHEIM. Auch innerhalb des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) gingen die Meinungen zum Projekt Radschnellverbindung (RSV) auseinander: Von Begeisterung bis zur kategorischen Ablehnung reichte die Bandbreite. Dann begann ein Diskussionsprozess, um eine einheitliche Linie zu finden. Kreisvorsitzender Friedhelm Höcker und Beisitzer Wim Roukens präsentierten nun in Heppenheim das Ergebnis der internen Gespräche. Dieses zeigt nach Ansicht der beiden Sprecher, wie im ADFC fair gestritten wird, um am Ende als Team für die gemeinsame Sache eintreten zu können.
Grundsätzlich begrüßt der Fahrradclub die Initiative des Kreises zur Planung und zum Bau einer Radschnellverbindung zwischen Darmstadt und der Rhein-Neckar-Metropole. Der ADFC Bergstraße mit Sitz in der Kreisstadt sei bereit, „konstruktiv und kritisch“ an der Umsetzung mitzuarbeiten.
Die Schnellverbindung entlang der Bergstraße könne ein Leuchtturmprojekt auf dem Weg zum fahrradfreundlichen Kreis werden. Das symbolisiere die Rolle des Fahrrads als wichtiges Verkehrsmittel im Umweltverbund. Ein solcher Fahrradweg trage zur Verkehrswende bei. Wie es im zweiseitigen Papier des ADFC heißt, soll eine eigenständige Trassenführung angestrebt werden. Radlern müsse eine „schnelle, konfliktfreie, sichere und attraktive Strecke“ angeboten werden, ohne ständig durch Kreuzungen, Fußgänger, parkende Autos, landwirtschaftlichen Verkehr und Freizeitsportler ausgebremst zu werden. Öffentliche Einrichtungen, Arbeitsplätze, Freizeitanlagen, Sportstätten und Siedlungsgebiete müssten an die RSV angeschlossen sein.
Der ADFC benennt die Hindernisse, die dem Projekt im Weg stehen. So sei es nicht gut, dass in Hessen, anders als in Baden-Württemberg, Bau und Unterhalt der Radschnellverbindung Aufgaben der Städte und Gemeinden ist. So lange sich daran nichts ändert, müssten die Kommunen früh in die Planung einbezogen und davon abgehalten werden, Sonderwege zu gehen.
Der ADFC verschließe nicht die Augen davor, dass auch Bauarbeiten für umweltfreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad auf Widerstand örtlicher Interessensgruppen stoßen. Auch diese Gruppen müssten eingebunden werden, notfalls durch ein Mediationsverfahren. Unterschiedliche Interessen könnten auch an einem Runden Tisch ausgeglichen werden. Der ADFC schlägt deshalb vor, dass die Kreisverwaltung einen Projektmanager benennt.
Der Radschnellweg muss nach Ansicht des ADFC im direkten Zusammenhang mit dem Kreisradkonzept betrachtet werden. „Die Schnellverbindung gibt wenig Sinn, wenn sie nicht in eine gute Radinfrastruktur eingebettet ist“, heißt es dazu. Wichtig sei nicht nur der Ausbau des Radwegenetzes. Verlangsamung des innerörtlichen Autoverkehrs, Fahrradstraßen und Fahrradzonen, Aufstellflächen für Räder an Ampeln, Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs mit Platz für Fahrräder, all das gehöre zum Gesamtkonzept.
Der Fahrradclub fordert verstärkte Kontrollen des ruhenden Verkehrs vor allem auf Radwegen als Beitrag zur Gefahrenabwehr.
Abschließend heißt es in dem Positionspapier: „Wenn es gelingt, die Kommunen und alle anderen Betroffenen für das Projekt zu begeistern, wird die Radschnellverbindung ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende sein.“
Insgesamt klagten Höcker und Roukens darüber, dass kaum Fortschritte zu erkennen sind, wenn es beispielsweise um das Radverkehrskonzept geht. Roukens ist ehrenamtlicher Radverkehrsbeauftragter des Kreises. Er berichtete davon, dass von den 200 000 Euro, die der Kreis den Städten und Gemeinden für den Radwegebau zur Verfügung stellt, noch kein Cent abgerufen wurde. Mit dem Geld könnten die Kommunen kleinere Reparaturen finanzieren, hier eine Bordsteinkante absenken, dort ein zusätzliches Hinweisschild aufstellen.
Dabei gebe der von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im April vorgestellte „Nationale Radverkehrsplan“ den Weg und das Ziel vor. Unter anderem müssten in den Rathäusern Fachleute sitzen, die die Welt nicht nur durch die Windschutzscheibe eines Autos sehen, sondern aus der Perspektive der Millionen von Radfahrern.
Um den Klimawandel aufzuhalten, darüber sind sich Wissenschaftler einig, muss die Energiewende gelingen. Das wiederum setzt eine Verkehrswende voraus. Was den Radschnellweg betrifft, beschrieb ADFC-Kreisvorsitzender Höcker bei der Vorstellung des Positionspapiers einen Vergleich: „Der RSV spielt nicht die erste Geige im Orchester. Ziel ist ein gutes Klangbild mit dem Projektmanager als Dirigent“.
Starkenburger Echo, 15.06.2021
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