Von Bianca Beier
HEPPENHEIM. Die bisherige politische Karriere von Birgit Kohl (Bündnis 90/Die Grünen) ist schnell erzählt: Erst kurz vor der Kommunalwahl im März 2021 trat die 54 Jahre alte Heppenheimerin der Partei bei. Nun ist sie eine von insgesamt 18 Frauen, die im Heppenheimer Stadtparlament die Anliegen der Bürger der Kreisstadt vertreten. Insgesamt gibt es 37 Stadtverordnete.
Als klar war, dass die Grünen in Heppenheim für die Kommunalwahl noch Personen für ihre Liste brauchten, sprach ein Bekannter Kohl darauf an. Kurzfristig wurde sie Mitglied, bekam Listenplatz neun und zog schließlich ins Stadtparlament ein. Bei den Heppenheimer Grünen teilt sie sich mit Martin Fraune außerdem den Vorsitz.
Wenn auch die Parteizugehörigkeit fehlte, Kohls Herz schlug schon lange grün. Klimaschutz und der Umgang mit der Natur liegen ihr am Herzen. Ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt ist ein Wert, der in der Familie weitergegeben wurde. Vater Hermann Kohl engagierte sich beim Heppenheimer Nabu (Naturschutzbund), ihr Sohn bei „Fridays for Future“.
„Ich habe das aber mehr im Privaten gemacht“, sagt sie. „Es geht mir ums Vermitteln.“ Das kann teilweise ganz einfach und praxisnah geschehen. „Ich habe zum Beispiel Nachbarn oder Freunden Tipps für die Gartenarbeit gegeben.“
Individuelle und lebensnahe Ideen hat sie auch für die Heppenheimer. Mit Blick auf die Dächer der Kreisstadt sagt sie: „Bei der Fotovoltaik geht bestimmt noch mehr.“ Ihre Vorstellung ist es, die Menschen an die Hand zu nehmen und mehr Beratungsangebote zu machen, beispielsweise zum Thema Schottergärten und Alternativen dazu. Auch vor Windkraft dürfe man nicht zurückschrecken.
Die Natur schützen, aber auch genießen, das sind zwei wichtige Punkte im Leben der 54-Jährigen. Aufgewachsen ist sie am Schlossberg. Noch heute geht sie dort gerne spazieren. An manchen Tagen führt der Weg zur Hermann-Kohl-Hütte, die nach ihrem Vater benannt wurde. Er setzte sich dafür ein, dass das Fachwerk der Hütte erhalten blieb. „Der Blick auf Heppenheim vom Schlossberg ist herrlich“, findet Kohl.
Doch auch der Odenwald zieht sie gemeinsam mit ihrem Mann zum Wandern nach draußen. „In den letzten zwei Jahren haben wir unglaublich viele Kilometer erwandert.“ Die Region schätzt die Grünen-Politikerin sehr. Obwohl sie zum Biologie-Studium nach Darmstadt zog und später eine Zeit lang in Brandenburg wohnte, kam sie zur Gründung ihrer eigenen Familie wieder zurück nach Heppenheim.
Heute arbeitet die Biologin als Pfarrsekretärin für die katholischen Gemeinden St. Michael und Erscheinung des Herrn. In der katholischen Gemeinde engagierte sie sich zuvor ehrenamtlich und half als Katechistin und Lektorin. Seit etwa fünf Jahren spielt Kohl außerdem Kirchenorgel. Von Zeit zu Zeit darf sie Gottesdienste musikalisch begleiten. Um sich dagegen körperlich auszupowern geht die Grünen-Politikerin gerne am Bruchsee joggen oder kümmert sich um ihren Garten. „Dabei kann ich gut abschalten“, sagt sie.
Obwohl Kohl sich selbst noch als Neuling in der Kommunalpolitik sieht, übernahm sie das Amt als stellvertretende Vorsitzende des Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses. Überraschend kam für sie die Erkenntnis, wie viel Energie die Diskussionen in der Kommunalpolitik benötigen. Oftmals fehle ihr der Blick auf das große Ganze. „Klimaschutz sollte das Wichtigste sein“, so Kohl. „Ich würde gerne mehr große Schritte gehen.“ Langfristig wünscht sie sich ein klimaneutrales Heppenheim.
Konkretere Visionen, die sie für die Kreisstadt hat, sind etwa die Verbesserung des Verkehrs zugunsten von Fußgängern und Fahrradfahrern. „Es vergeht kein Tag, an dem ich bei meiner Fahrt mit dem Rad nicht denke, dass ich da gerade Glück gehabt habe.“ Ständig würde man aufgehalten und behindert. „Das führt auch dazu, dass die Leute sich nicht trauen, Rad zu fahren.“ Dabei brauche man normalerweise in der Kreisstadt kein Auto. Vieles sei zu Fuß oder mit dem Rad machbar. „Da wurde in den letzten Jahren grundlegend etwas versäumt“, konstatiert Kohl. Mithilfe eines Verkehrsplaners könne man das Thema angehen.
Ein weiterer Dorn im Auge ist der Grünen-Politikerin der Leerstand von Wohnungen, die dann als Ferienwohnungen genutzt würden. „Wir haben ja akuten Wohnungsmangel.“ Die Bauarbeiten in der Gunderslache sieht sie dagegen kritisch. „Wir können nicht so viel Fläche verbrauchen.“
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