Von Astrid Wagner
HEPPENHEIM . Der Vollmond am Himmel über dem Dom der Bergstraße, ein Lichtermeer an Kerzen auf dem Platz rund um die Martin-Buber-Statue – es war eine beeindruckende Szenerie am Dienstagabend am Rand der Heppenheimer Altstadt. Die Kerzen, viele in Herzform aufgestellt, erinnerten an die nahezu 400 Menschen, die im Laufe der Pandemie im Kreis Bergstraße in den vergangenen beiden Jahren an und mit Covid-19 verstorben sind. Menschen aller Altersklassen, vom achtjährigen Kind bis zum über 100-jährigen Senior. Menschen, deren Tod schmerzliche Lücken hinterlassen hat in ihren Familien und im Freundeskreis.
An sie alle gedachten zahlreiche Menschen. Aufgerufen zur Mahnwache hatten Bündnis90/Die Grünen Heppenheim und die „Initiative.Vielfalt.Jetzt.“.
„Wir wollen ein Zeichen setzen für Solidarität in der Corona-Pandemie. Für alle Bürgerinnen und Bürger, die in der Pandemie Einschränkungen für die Allgemeinheit auf sich nehmen, ganz besonders aber für die Menschen und Berufsgruppen, die unter Corona besonders zu leiden haben“, hieß es in der Einladung der Veranstaltung.
Stadtverordnetenvorsteherin Susanne Benyr begrüßte um 18 Uhr die Ersten, die zum stillen Gedenken gekommen waren. „Wir haben uns die Idee von den Bensheimern abgeschaut“, so Franz Beiwinkel (Grüne), aber auch im Odenwald habe es bereits eine ähnliche Veranstaltung gegeben. Ihm sei es wichtig, dass die Mahnwache eine überparteiliche Veranstaltung sei. „Der Platz bietet sich an, hier ist Ruhe, und um mit Martin Buber zu sprechen: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung” so Beiwinkel zur Wahl der Örtlichkeit.
Was hat die Menschen, die verteilt über einen Zeitraum von zwei Stunden vorbeikamen, zur Teilnahme an der Mahnwache bewogen? Die beiden SPD-Stadtverordneten Sonja und Michael Eck begrüßten die Veranstaltung: Es sei gut, ein Zeichen zu setzen, so Michael Eck. „Es ist bedrückend, so viele Kerzen zu sehen, die für Menschen stehen, die nicht mehr hier stehen können, die nicht mehr am Leben teilnehmen können,“, ergänzte Sonja Eck.
Lob gab es von beiden dafür, die Mahnwache auf zwei Stunden zu verteilen, um eine zu große Menschenansammlung zu vermeiden. Rund 40 Menschen hatten sich gegen 19 Uhr eingefunden, manche blieben nur kurz, andere verweilten länger, suchten das Gespräch, der ein oder andere betete. Über den Abend verteilt waren es noch einige mehr, die kamen. „Es ist gut, ein Zeichen zu setzen gegen die Querdenker, gegen eine Minderheit, die so tut, als wäre sie die Mehrheit“, unterstrich Sonja Eck. „Ich erachte das für eine sinnvolle Veranstaltung, hätte mir allerdings ein paar Reden mehr gewünscht. Auch finde ich es gut, ein leises Zeichen gegen Querdenker zu setzen“, so der Heppenheimer Jürgen Drawitsch.
„Es ist eine traurige Sache, so viele Menschen haben ihr Leben verloren wegen Covid-19. Ich habe die Hoffnung, dass die Pandemie jetzt dem Ende entgegengeht“, so Taqe Aldin, in Heppenheim lebender Syrer. „Ich habe meine Eltern durch Corona verloren – binnen vier Tagen“, erzählte eine Heppenheimerin mit Tränen in den Augen. Sie war nicht die Einzige vor Ort, die einen persönlichen Verlust erlitten hat durch das Virus.
Auch junge Leute waren dabei: „Es ist uns wichtig, hier zu sein. Mein persönlicher Anknüpfungspunkt ist der Tod von Pfarrer Lothar Röhr“, so die 18-jährige Anne Riedel. „Es ist immer gut, Menschen zu unterstützen, die solidarisch sind. Demokratie ist auch, füreinander da zu sein“, sagte Anja Ostrowski vom Antidiskriminierungsnetzwerk AdiNet.
„Gedenken statt Querdenken. Für Verantwortung und Solidarität“, stand auf einem Plakat inmitten des Kerzenmeeres zu lesen. Worte, durch die sich eine junge Frau provoziert fühlte. „Ich bin Querdenker“, rief sie und störte mit ihren zunächst sehr lautstarken Einwendungen das stille Gedenken. Am Rande entspann sich eine Diskussion zwischen ihr und einem Teilnehmer der Mahnwache. Sie habe sich isoliert, sei daheimgeblieben, habe Regenbögen an die Fenster geklebt und alles mitgemacht – bis ihre Kinder viermal in Quarantäne mussten, führte sie an. Sie habe sich mit natürlicher Immunität auseinandergesetzt. Sie unterstrich jedoch auch: „Es tut mir unglaublich leid, dass Menschen gestorben sind.“ Aber sie wehre sich gegen das Ausspielen verschiedener Gruppierungen gegeneinander. Sie sei nicht schuld am Tode anderer.
Das wollte der Teilnehmer der Mahnwache so nicht stehen lassen, versuchte zu erklären, dass man sich mit schuldig mache, wenn man nicht solidarisch sei. Ein Konsens blieb aus
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