Presse

Der Traum vom Frieden in der Heimat
Flüchtlingshilfe Heppenheim und der Ortsverband der Grünen gestalten zum ersten Jahrestag des Ukraine-Kriegs einen Abend
HEPPENHEIM. „Heute ist ein
trauriger Tag für mein Land“,
sagte Irina am Ende eines bewegenden
Abends, an dem die
Flüchtlingshilfe Heppenheim
und der Ortsverband der Grünen
an den Beginn des russischen
Angriffskrieges auf die
Ukraine erinnerten. Mit Stolz
auf die Sprachkenntnisse, die
sie in den vergangenen Monaten
erworben hat, fügte die Ukrainerin
hinzu: „Wir danken
der Regierung von Deutschland,
dem Management der
Stadt Heppenheim und den
Freiwilligen.“ Anna Cammilleri
gehört zu den Heppenheimern,
die vor einem Jahr die Initiative
ergriffen, um den Menschen zu
helfen, die vor dem Krieg geflüchtet
sind. Mit Karsten Lang
und Semion Ilomdin stand sie
vor den 60 Zuhörern im Marstall
des Amtshofs, um in bewegenden
Worten zu berichten,
wie den Menschen aus der Ukraine
in den vergangenen Monaten
geholfen wurde.
Weil sie selbst als Kind aus
Polen nach Heppenheim kam,
empfindet Anna Cammilleri
nach, was es bedeutet, sich in
einer fremden Umgebung zurechtzufinden.
Wenn dazu die
Sorge um Verwandte und
Freunde kommt, die im Krieg
leben und sterben, wird das
Leid der Menschen aus der Ukraine
unermesslich. Wie Cammilleri
berichtete, hat ihre Initiative
„Mrija – Wir helfen der
Ukraine“ im März 2022 damit
begonnen, Hilfsgüter in die Ukraine
zu schicken. Seitdem wurden
60 Familien von einer „Welle
der Solidarität“ getragen. Ein
Netzwerk der Helfer erstrecke
sich mittlerweile über mehrere
Bundesländer. Wenn Flüchtlinge
zu schwach waren, um die
Flucht über 2000 Kilometer aus
eigener Kraft zu bewältigen,
wurden diese sogar mit kleinen
Propellerflugzeugen aus dem
Grenzgebiet abgeholt.
Wie in ganz Deutschland,
wurde am Freitag im Kreis Bergstraße
mit Gedenkminuten an
den Beginn des Angriffs auf die
Ukraine gedacht. Anna Cammilleri
berichtete, wie sich in
einer Schulklasse die Kinder
schweigend von ihren Plätzen
erhoben, darunter die Mitschülerin
mit russischen Wurzeln.
Im Kreis hat die überparteiliche
Europaunion in einer Presseerklärung
an den Jahrestag
des Kriegsbeginns erinnert.
Russland habe unermessliches
Leid und Zerstörung gebracht
und destabilisiere den ganzen
Kontinent. „Diese Aggression
muss zurückgedrängt
werden,
weil wir sonst in
Europa nicht
mehr in Sicherheit
werden leben
können“,
schreibt der Vorsitzende
Wolfgang Freudenberger.
Er würdigte die Unterstützung
für die aus der Ukraine geflüchteten
Familien. Jede Hilfe für
die Ukraine verteidigt auch
Europas Freiheit und Sicherheit.
Die Europa-Union hofft, dass
der Krieg bald endet. Dies dürfe
aber nicht auf Kosten der Integrität
und der Souveränität
der Ukraine geschehen, schreibt
Freudenberger.
Im Marstall waren mehrere
Ukrainer aus Mariupol, der
Stadt am Schwarzen
Meer, in der der
Schrecken des
Kriegs besonders
deutlich wurde.
Axana war Chefköchin
in der Kantine
des Asow-Stahlwerks, das wochenlang
umkämpft war. Unter
schwierigsten Bedingungen halten
die Flüchtlinge von Heppenheim
aus Kontakt zu den Angehörigen,
auch nach Mariupol.
Die Zuhörer wurden auf die
Kleiderkammer neben der Suppenküche
im Marienhaus hingewiesen.
Dort werden mittwochs
von 18 bis 20 Uhr Spenden
entgegengenommen und
verteilt. Die Helfer legen Wert
darauf, dass alle Bedürftige in
der Kleiderkammer willkommen
sind. Der Raum im Marienhaus
sei mittlerweile zu
einem Treffpunkt geworden, genau
wie das Café Welcome an
der Mozartstraße 29, das donnerstags
von 16 bis 18 Uhr geöffnet
ist.
Eingeleitet wurde der Abend
mit dem Kurzfilm „Oh, Sister“.
Die Regisseurin Hanna Kopylova
dokumentiert die Reise von
Tawakkol Karman, Jody Williams
und Leymah Gbowee in
die Ukraine. Die drei Frauen
sind Trägerinnen des Friedensnobelpreises.
In der Ukraine trafen
sie sechs Frauen, die das
Rückgrat im Kampf um die Freiheit
ihres Landes bilden. Jody
Williams beschreibt die Kraft
der Frauen, die sich Kriegen
entgegenstellen. „Es ist an der
Zeit, dass die Männer zur Seite
treten“, sagt sie im Film, der in
der Berliner Staatsoper uraufgeführt
wurde.
Die Gespräche im Marstall
wurden musikalisch umrahmt
von Nataliya Korchynska (Mandoline)
und Roman Taranov
(Gitarre). Nataliya Korchynska
lebt seit ihrer Flucht in Bensheim.
Die Berufsmusikerin
stammt aus Charkiw. Sie studiert
mittlerweile an der Akademie
für Tonkunst in Darmstadt.
„Mrija“, der Name der Helfergruppe
aus Heppenheim, bedeutet
„Traum“. Der Traum von
der Heimat im Frieden trieb vielen
Gästen im Saal die Tränen in
die Augen, als zum Ausklang
die ukrainische Nationalhymne
gesungen wurde.
Von Bernd Sterzelmaier
Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine trafen sich Bürger und Menschen, die vor dem Krieg geflohen
sind, im Marstall des Amtshofs in Heppenheim. aus Die Gespräche wurden umrahmt von Nataliya Korchynska (Mandoline) und
dem Gitarristen Roman Taranov (Gitarre). Foto: Bernd Sterzelmaier
. Stand 15. Februar wurden
beim Ausländer- und Migrationsamt
des Kreises Bergstraße
3881 ukrainische Flüchtlinge
registriert. Diese Zahl erfasst
auch Personen, die sich wieder
abgemeldet haben, weil sie in
eine andere Gemeinde oder in
ein anderes Land umgezogen
seien. Über die Meldebehörden
sind 2904 ukrainische Flüchtlinge
gemeldet. 1263 Personen
wurden vom Kreis in Gemeinschaftsunterkünften
und Privatwohnungen
untergebracht. (ai)
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